Mona Vetsch zeigt Menschen, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen

Die SRF-Sendung «Mona mittendrin» leuchtet scheinbar alltägliche Lebenswelten aus und legt einzigartige Schicksale aus der Schweizer Gesellschaft frei.  

SRF-Reporterin Mona Vetsch hat keine Ahnung, was sie erwartet: «Es ist tatsächlich so. Ich werde zwar immer wieder gefragt, ob ich wirklich nicht wisse, wohin es geht. Aber genau das ist ja der Reiz, völlig unvorbereitet an einem neuen Ort zu landen. So lernt man nicht nur Menschen und ihre Lebenswelten kennen, sondern auch die eigenen Berührungsängste und Vorurteile.» 

So steht «Mona mittendrin», beim Zahnarzt an der Langstrasse, bei der Ausgabestelle der Organisation Tischlein deck dich, in der Neonatologie oder in einem Kloster. Und mit ihr blickt die Zuschauerin, der Zuschauer über ihre Schultern und folgt ihr, wenn sie neugierig und doch entwaffnend ehrlich reagiert. 

Wie im Kloster, wenn sie sagt: «Ich glaube nicht an Gott.» Oder bei den Menschen, die ohne privaten Besitz leben: «Das finde ich eigenartig, so ganz ohne eigenes Geld zu leben.»  

«Auch ich habe manchmal Zweifel an der Existens Gottes.» sagt die Ābtistin Rut-Maria Buschor im Kloster St. Andreas in Sarnen OW. Mona mittendrin.

Die Neugier behält die Oberhand, Mona möchte wissen und schafft es im Nu, Interesse zu entfachen, für Gesellschaftsthemen, die im newsgetriebenen Alltag oft untergehen. Wer weiss schon genau, womit Menschen bei der Spitex tatsächlich Tag für Tag zu kämpfen haben? Wer weiss schon, wie es sich anfühlt, mit nur wenig Geld im Laden das Wichtigste möglichst günstig zu kaufen? 

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Viele Menschen schreiben uns, dass sie froh sind, am Fernsehen auch das ‹normale Leben› zu sehen, und dass sie es schätzen, dass Verständnis geschaffen wird, für Menschen und Lebenswelten, zu denen man sonst wenig Zugang hat.»
Mona Vetsch, SRF-Reporterin
Überraschender Alltag von Menschen vis-à-vis

«Wir möchten Sichtbarkeit herstellen», sagt Mona Vetsch. «Für Menschen und ihre Lebenswelten, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen.» Es stehen nicht Schlagzeilen und Sensation im Fokus, sondern der normale und oft überraschend interessante Alltag. Einer Lastwagenfahrerin beispielsweise, oder eines Kehrrichtfahrers auf dem Trittbrett bei seiner täglichen Arbeit, wenn der Fahrer im Luxussportwagen hinter ihm für einmal warten muss.  

Vor fünf Jahren haben Mona Vetsch und die DOK-Produzenten Markus Storrer und Samuel Bürgler die Sendung entwickelt. Anfang 2024 wird die 50. Sendung ausgestrahlt. Einmal im Monat, jeweils am Mittwochabend, entnimmt Mona der «Blackbox» – einer schwarzen Schachtel – Hinweise auf den neuen Ort, den das Produktionsteam im Hintergrund ausgetüftelt und recherchiert hat. Ein Team aus vier DOK-Journalist:innen wechselt sich bei der Realisation von «Mona mittendrin» ab. Das mache das Themenspektrum so vielfältig, sagt Mona.  

Der Wunsch, sich auszutauschen und dringend zu helfen

Besonders viele Reaktionen ausgelöst hat jüngst die Reportage über Armutsbetroffene. Das Schicksal einer Rentnerin, die ihren Mann pflegte und trotz Ergänzungsleistungen in Altersarmut geriet, hat das Publikum sehr berührt. Ein Zuschauer startete in der Folge ein Crowdfunding und sammelte über 60’000 Franken. Die Rentnerin konnte ihre Schulden begleichen und ihren langgehegten Traum erfüllen: eine Bahnreise durch die Schweiz. Mona präzisiert: «Es ist nicht unsere Absicht, Geld zu sammeln. Doch wenn eine Sendung so viel auslöst, freut uns das sehr.» 

«
Einfach nur DANKE für diese eindrückliche bewegende, zutiefst berührende Dokumentation.»
Reaktion aus dem Publikum

In den sozialen Medien und auf YouTube ist Mona Vetsch auch persönlich im Austausch mit den Zuschauer:innen. Bei emotionalen Themen wie der Reportage aus der Neonatologie teilen viele ihre eigenen Erfahrungen: «Die feinfühlige Reportage hat mir gezeigt, dass die persönliche Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen ist.» Oder: «Einfach nur DANKE für diese eindrückliche bewegende, zutiefst berührende Dokumentation.» Die Kommentarspalte ermöglicht eine Diskussion und gegenseitige Unterstützung für jene, die ähnliches erlebt haben. 

Oft gehen die Schicksale auch der Moderatorin unter die Haut: Eine der schwierigsten Sendungen für Mona Vetsch war wohl die Reportage der Kinderonkologie, wie das weinende Gesicht der Reporterin zeigte. Auch solches lässt das Format zu. «Es ist klar, dass ich nicht nur als Reporterin, sondern als Mensch unterwegs bin. Das ist auch gut so.» 

Daniela Huwyler, Juni 2023

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