Ein Kinderbuch gegen Fake News

Berufsfachschüler:innen entwickeln im Rahmen des Lernprogramms «myidea» ihre eigene Geschäftsidee. Beim Wettbewerb «My Challenge» in Olten wird erstmals ein Preis verliehen für das beste Projekt gegen Desinformationen. Die SRG unterstützt diesen Preis für das beste Projekt in der Kategorie «Fake News».

Die Anspannung im ausgebuchten Kulturzentrum Olten ist spürbar. Das Setting gleicht der TV-Show «Höhle der Löwen», denn auch hier wollen die Teilnehmenden die Expert:innen von ihrer Idee überzeugen. Insgesamt neun Projekte haben sich im Rahmen des Lernprogramms «myidea» für das Finale in Olten qualifiziert. Die rund 30 Berufsfachschüler:innen hinter den Projekten kommen aus fünf Schulen in der ganzen Schweiz und haben ihre Geschäftsideen über Wochen konkretisiert. Nun werden sie kurz vor ihrem Auftritt von Start-Up-Coaches professionell auf ihren Pitch auf der Bühne vorbereitet. Denn alle wollen die Jury von ihrer Geschäftsidee überzeugen und damit den ersten Preis in ihrer Kategorie erhalten. Eine der Kategorien widmet sich dem Kampf Fake News und wird von der SRG als Partnerin unterstützt.

«
Als SRG ist es uns wichtig, dass gute Ideen im Umgang mit Fake News in der ganzen Bevölkerung gestreut werden. Besonders eindrücklich ist dieser Wettbewerb mit Projekten von Berufsfachschüler:innen.»
Henriette Engbersen, Public Value SRG SSR

Es ist der erste Wettbewerb in der Schweiz, wo Berufsfachschüler:innen für ihre Ideen in der Kategorie «Fight Fake News» ausgezeichnet werden.

Das Video zum Anlass in Olten.

Die Kategorie trifft einen Nerv der Zeit, davon ist auch szUDH-Geschäftsführer Rolf Schmid überzeugt: «Fight Fake News ist ein extrem wichtiges und zentrales Thema in der heutigen Zeit.»

Image

szUDH-Geschäftsführer Rolf Schmid bei seiner Eröffnungsrede

Wie die Jugendlichen den Kampf gegen Desinformation aufnehmen wollen, zeigen die drei Finalprojekte – und deshalb Bühne auf.

«Die kleinen Detektive und der Nachrichtenschwindel» – ein Fake News Bilderbuch (1. Platz)
«
Als Kita-Mitarbeitende sehen wir, dass Kinder bereits sehr früh auf Social Media aktiv sind und deshalb oft mit Fake News in Kontakt kommen.»
Sven Känzig, Finalist

Die beiden Schüler:innen der BBZ GSBS Olten, Thalia Mendonca Freitas und Sven Känzig, möchten mit einem selbstillustrierten Bilderbuch Kinder zwischen 5 und 10 Jahren über Fake News aufklären. Basierend auf ihrer Arbeitserfahrung erklärt Freitas: «Um Kindern spezifische Themen näher zu bringen, arbeiten wir oft mit Bilderbüchern. Um die Kleinen auch für das Thema Fake News zu sensibilisieren, haben wir uns dazu entschieden, alles dazu in ein Bilderbuch reinzupacken.»

Image

Thalia Mendonca Freitas und Sven Känzig bei ihrem Pitch.

Die Zielgruppen sind in einer ersten Phase Kindertagesstätten, Kindergarten und Primarschulen im Kanton Solothurn. Freitas und Känzig, die beide in Kitas arbeiten, sind von ihrer Idee überzeugt, da es gemäss den Beiden etwas Vergleichbares im deutschsprachigen Raum bisher noch nicht gibt, das Problem von Desinformation aber bereits im Kita-Alter beginnt. Sie möchten damit bereits die Jüngsten in unserer Gesellschaft zu diesem Thema abholen und sie motivieren, Dinge kritisch zu hinterfragen.

Die Geschäftsidee der beiden Berufsfachschüler:innen überzeugt auch die Jury und so erhält das Bilderbuch den ersten Platz der Kategorie «Fight Fake News».

Aufklärungskampagne «Klartext» (2. Platz)
«
Das Ziel: Vertrauenswürdige Informationen zugänglicher und alltäglicher für junge Menschen machen.»
Stephanie Heckers, Finalistin

Aus der eigenen Meinungsbubble ausbrechen und eine klare, faktenbasierte Meinung zu aktuellen Themen entwickeln – das wollen die beiden Finalist:innen mit ihrer Plattform allesklartext.ch. Die Idee der Beiden aus der Schule für Gestaltung in St. Gallen hat bereits auf Instagram einen Auftritt. Die beiden Berufsfachschüler:innen, Stephanie Heckers und Yasmine Secka, sind überzeugt: «Würden Jugendliche weniger Fake News und mehr Qualitätsmedien konsumieren, wären auch ihre Diskussionen viel klarer und spannender.»

Image

tephanie Heckers und Yasmine Secka (v.l.n.r) antworten auf Fragen von szUDH -Präsident Georg Berger zu ihrem Projekt.

Stephanie sagt über ihren Ansatz gegen Fake News: «Unsere Aufklärungskampagne ist eine Plattform gefüllt mit kurzen und knackigen Videos von jungen Journalist:innen, die über ein Thema vertrauenswürdig aufklären.»

Die Dialogidee zwischen Jugendlichen und jungen Journalist:innen erreicht Platz 2 in der Kategorie «Fight Fake News».

Aufklärungskampagne «Wahrzeichen» (Platz 3)
«
Die grösste Gefahr von Fake News ist, dass eine Gesellschaft entsprechend gesteuert werden kann, wenn sie diese falschen Informationen glaubt.»
Vincent Gehl, Finalist

Das zweite Team aus der Schule für Gestaltung in St. Gallen erarbeitete einen 3D-Leitfaden gegen Fake News: Denken, Dahinter schauen, Durchblicken.

Denn auch Misa Tanner, Giulia Becce, Vincent Gehl als Finalist:innen sind überzeugt, dass bei Jugendlichen das Risiko, Fake News zu glauben, besonders hoch ist, da viele keine journalistischen Inhalte nutzen.

Image

Vincent Gehl nimmt für sein Team den Preis von Henriette Engbersen (SRG) entgegen.

Deshalb wollen sie handeln und für das Thema Fake News sensibilisieren. Dafür haben sie ein dreidimensionales animiertes «Wahrzeichen» kreiert – ein Ausrufezeichen, das beim Drehen zum Fragezeichen wird, und umgekehrt. «Hinter jeder Nachricht (Ausrufungszeichen) steht auch ein Fragezeichen: Jede Information sollte also auch selbstständig kritisch hinterfragt werden.»
Herz der Kampagne sind weiter der 3D-Leitfaden und eine umfangreiche Website mit unzähligen Quiz für unterschiedliche Zielgruppen, die spielerisch Wissen zu News-Themen und Fake News vermitteln sollen.

Auch der Jury gefällt die Idee sehr und es würde sich gemäss den Expert:innen lohnen, das Konzept weiter zu vertiefen. Das Team erhält den 3. Platz.

Francesca Guicciardi, März 2024

Lernprogramm «myidea»

Kritisches Denken und Medienkompetenz sind für die direkte Demokratie unabdingbar. Deshalb ist die SRG eine Partnerschaft mit dem Schweizerischen Zentrum für Unternehmerisches Denken und Handeln (szUDH) eingegangen. Das Lernprogramm «myidea» verfolgt das Ziel, allen Berufsfachschüler:innen die gleichen Chancen zu bieten und ihnen die Gelegenheit zu geben, sich unternehmerische Kompetenzen anzueignen. «SRG und szUDH haben ähnliche Interessen. Darum ergibt es Sinn, dass sie junge Menschen bei der beruflichen Grundausbildung gemeinsam unterstützen», sagt szUDH -Präsident Georg Berger. «Gerade wenn es darum geht, kritisches Denken in realen Situationen anzuwenden.» Mehr als 200 Lehrpersonen wurden bereits für den besonderen Lehrgang geschult, und rund 3000 Lernende aus der ganzen Schweiz haben schon bei «myidea» mitgemacht.

Kommentar
Antworten
17. 4. 2024 | Ralf Lura

Guten Tag, ich finde es eine gute Idee, dass Kinder bzw. Jugendliche dazu erzogen werden, alles zu hinterfragen, was sie vorgesetzt bekommen. Vor allem auch in den Social Medien. Das haben wir damals schon vor 50 Jahren in der Schule gelernt. Nachzuschauen und andere bzw. die Eltern, denen wir am meisten vertrauten zu fragen, wenn wir etwas neues erzählt bekommen haben. Damals gab es ja noch kein Facebook etc. Denn jede Wahrheit ist wie eine Münze, man muss jede Seite betrachten, nur so kann man die „Wahrheit“ herausfinden. Das ganze kann dann gerne in einer Diskussion enden, wo man eventuell einen Konsens finden kann. In diesem komplexen Zusammenhang, finde ich es verstörend, wenn man an die Kleinsten geht. Zitat: Als Kita-Mitarbeitende sehen wir, dass Kinder bereits sehr früh auf Social Media aktiv sind und deshalb oft mit Fake News in Kontakt kommen.» Also Kindergartenkinder, sind meiner Meinung noch nicht soweit, dass sie in jeglicher Form „Wahrheiten“ auseinanderhalten können oder komplexe Zusammenhänge erfassen. Sie glauben noch an den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Sie lernen meist spielerisch ihre Umwelt kennen. Das ist auch Sache der Eltern und nicht der Erziehern oder des Staates. Aufgabe der Eltern und Erzieher ist sie vor Social Media zu schützen. Wir müssen dahin kommen, dass man ein Handy erst ab 15 oder so bekommt. Da ist schon viel geholfen. Sie müssen lernen erst mal so eine Netzwerk aufzubauen. Ansonsten finde ich es ein gutes Projekt und bestimmt spannend für die Jugendlichen, herauszufinden was Fake oder die Wahrheit ist. Forensik fällt mir da ein 🙂

«Wir machen Programm mit Kindern für Kinder»

Reportagen von Kindern und News fürs Klassenzimmer erreichen auch junge Menschen, die kaum mit Nachrichten in Berührung kommen - und fördern ihre Medienkompetenz.

«Bilder aus dem Krieg sind Teil der strategischen Kriegsführung.»

Trotz oder gerade aufgrund von Zeitdruck, heiklen Kriegssituationen, Deepfakes und der Schnelllebigkeit der sozialen Medien muss der Anspruch an die Informationsqualität hoch bleiben. Wie die Journalist:innen der SRG diesen Anspruch umsetzen.

Kinder an die Kameras: Die Minisguard

Bei der Sendung Minisguard von RTR führen Schüler:innen Regie: Sie setzen Themen, recherchieren, filmen und schneiden. Dabei lernen sie auch, Informationen zu hinterfragen und verantwortungsbewusst zu teilen.