«Die Wirtschaft und die SRG sitzen im gleichen Boot»

Zukünftige Unternehmer:innen sollen lernen, kritisch zu denken und zu hinterfragen. Die SRG bietet Hand und geht mit den Berufsfachschulen eine Partnerschaft ein, damit Jungunternehmer:innen gut für den Arbeitsmarkt gerüstet sind.
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Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass die Fachkräfte der Zukunft befähigt werden, die Arbeitswelt und die Gesellschaft nachhaltig mitzugestalten.»
Georg Berger, Direktor BBZ Olten und Präsident szUDH

Im Rahmen des Lernprogramms «myidea» eignen sich Schweizer Berufsfachschüler:innen unternehmerische Kompetenzen an, indem sie über mehrere Wochen an eigenen Geschäftsideen tüfteln und sich unternehmerisch ausprobieren. Geschäftsideen, die daraus entstehen, sind beispielsweise die App «Zeitverbringer» oder der Energydrink «mtea». Dieser wird in Luzern zuckerfrei aus Äpfeln hergestellt und bietet eine Alternative zu herkömmlichen Energydrinks. Die «Zeitverbringer»-App ermöglicht älteren Menschen, wieder aktiver am Leben teilzunehmen.

Eine weitere Geschäftsidee ist «trueso», die vom Berufsfachschüler Pascal Straumann ausgearbeitet wurde, um Fake News zu bekämpfen. Lesen Sie hier den ganzen im Artikel dazu.

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Kritisches Denken ist eine Grundvoraussetzung für das Unternehmertum.»
Jan Fülscher, Startup-Experte

Für unternehmerisches Handeln sind kritisches Denken und der Umgang mit Information zentral. Laut Rolf Schmid, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Olten und Schweizerisches Zentrum für unternehmerisches Denken und Handeln (szUDH), ist die Kompetenz, einen Businessplan nicht nur zu erstellen, sondern auch kritisch zu hinterfragen, eine entscheidende Fähigkeit auf dem Arbeitsmarkt: «Wir brauchen diese Kompetenzen für eine tragfähige Wirtschaft. Unternehmerisches, kritisches Denken ist für die Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Schweiz zentral.»

Auf dem Arbeitsmarkt wiederum eröffnet kritisches Denken für junge Berufsfachleute Chancen. Davon ist Start-up-Experte Jan Fülscher überzeugt: «Es ist die Grundvoraussetzung für das Unternehmertum. Man hinterfragt den Status Quo: Kann man das besser machen? Braucht man das? Können wir andere Wege gehen?»

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Die Wirtschaft und die SRG sitzen im gleichen Boot und können voneinander profitieren.»
Rolf Schmid, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Olten

Kritisches Denken und Medienkompetenz sind auch für die Ausübung der direkten Demokratie unabdingbar. Deshalb unterstützt die SRG das Lernprogramm «myidea» durch die Partnerschaft mit der Schweizerischen Direktorinnen-und
Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen (SDK)
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Schmid sieht eine Win-win-Situation: «Wir sitzen im gleichen Boot und können gegenseitig voneinander profitieren. Die SRG ist aktiv im Kampf gegen Fake News. Wir als Projektverantwortliche können von dieser Expertise lernen und sie gemeinsam weitergeben.» Auch sei der dafür nötige Austausch wichtig, um das Verhältnis zwischen Medienschaffenden und Wirtschaftsakteur:innen zu verbessern und gegenseitiges Vertrauen zu schaffen.

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Die SRG ist ein wichtiger Stabilisator für die Schweizer Wirtschaft.»
Rolf Schmid, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Olten

Die Wirtschaft wie auch die SRG verfolgen dabei ein gemeinsames Ziel: eine funktionierende Gesellschaft und Demokratie. «Die Wirtschaft hat Interesse an einer Demokratie, die auf Fakten und Meinungen baut. Dafür braucht es ausgewogene Medien.» Am Beispiel der USA sehe man deutlich, welch problematischen Einfluss polarisierende Medien auf die Spaltung der Gesellschaft hätten. Die SRG sei daher ein wichtiger Stabilisator, so Schmid.

Deshalb sei es wichtig, dass die Bevölkerung ausgewogen, fundiert und aus Schweizer Perspektive informiert werde, so dass diese auch Wirtschaftsnachrichten einordnen und kritisch hinterfragen sowie Fake News erkennen könne. Um sich anschliessend eine eigene Meinung zu bilden, auch für Abstimmungen.

Georg Berger (Bild 1), Jan Fülscher (Bild 2) und Rolf Schmid (Bild 3)

Das Lernprogramm «myidea» aus Sicht der Hochschulen

Kritisches Denken gehört auch laut Manfred Pfiffner, Professor für Berufspädagogik der Pädagogischen Hochschule Zürich, zu den wichtigsten Zukunftskompetenzen. Aber die Lehrpläne an den Berufsfachschulen sind bereits dicht bepackt. «Umso wichtiger ist es, dass Lehrpersonen kritisches Denken dort noch stärker mit ihren Lernenden einüben, wo es bereits ohnehin eine Rolle spielt», so Pfiffner. Das Lernprogramm «myidea» bietet dazu beste Gelegenheit.

Das Projektteam um Pfiffner und Susan Müller, Professorin für Entrepreneurship an der Berner Fachhochschule, entwickelt gezielt Lernaufgaben, damit Berufslernende noch stärker als bisher im kritischen Denken geschult werden, wenn sie mit «myidea» arbeiten. Die Schulung des kritischen Denkens dient unter anderem als Vorbereitung für das Erkennen von Fake News. Die Berufslernenden erhalten zudem einen vertieften Einblick in den Qualitätsjournalismus. So können sie sich relevante Kompetenzen wie Recherchieren oder Quellen prüfen aneignen und erleben am konkreten Beispiel, wie anspruchsvoll es ist, Komplexität sinnvoll zu reduzieren.

Francesca Guicciardi, April 2023

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