Wetube — Raum für digitalaffine Kreativköpfe
In den Wetube-Studios von RSI können junge Menschen Videos sowie Podcasts aufnehmen und schneiden. Nebenbei lernen sie mit Video-Tutorials und Workshops ihre Nachrichtenkompetenz zu verbessern.
An Podcasts und Videos führt heute kein Weg vorbei. Die in guter Qualität zu produzieren, ist nicht so leicht: Gerade junge Menschen tragen oft kreative Ideen in sich, aber haben die technischen Mittel oder Fähigkeiten nicht, diese umzusetzen. Das sollen die Wetube-Workshops ändern. In diesen lernen kreative und digitalaffine jungen Menschen in der italienischsprachigen Schweiz, hochwertige Inhalte selbst zu erstellen.
Ein Studio, das die Jungen im Rahmen von Wetube nutzen können, befindet sich in Besso. Im Januar und im Februar 2024 kamen zwei neue Standorte in Bellinzona und Mendrisio dazu. Wetube von RSI stellt kostenlos Räumlichkeiten für Produktion und Postproduktion zur Verfügung und setzt mit We Learn zudem auf Bildungsangebote zur Verbesserung der Nachrichtenkompetenz und des Medienwissens.
Die integrative Kraft des «Wir» (we)
Christian Testoni, Verantwortlicher von Wetube und vom digitalen Angebot von RSI Kids, sagt über Wetube: «In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der jungen Menschen, die sich an uns wenden, um ihre Ideen zu verwirklichen, dank des integrativen Charakters des Angebots exponentiell gestiegen.» Sie würden zudem zunehmend mit Schulen, Vereinen und anderen Gruppen zusammenarbeiten, die sich intensiver mit Medienkompetenzen befassen möchten.
«Oft kontaktieren uns später genau die Schüler:innen, die bei diesen Präsentationen dabei waren, weil sie ihre Projekte bei uns umsetzen möchten», sagt Testoni. «Und wir organisieren Masterclasses und vertiefende Kurse, die einen Einstieg in die digitale Produktion bieten.» Anlässlich der Eröffnung der neuen Räume in Bellinzona bekamen die Teilnehmer:innen des Workshops von Storytelling-Fachleuten verschiedene Video-Techniken und Werkzeuge an die Hand, um ihr Projekt in einem 40-sekündigen Video optimal zu präsentieren.
Ein Sprungbrett für Digital Creators
Dave Wong erfuhr vor zwei Jahren von Wetube. «Ich habe mit einem Freund an einem Cosplay-Fotoprojekt gearbeitet und wir brauchten ein Studio mit Greenscreen. Da passten die Räumlichkeiten von RSI in Besso perfekt», erzählt er.
«Ich hatte bereits mein eigenes Foto- und Videoequipment, hätte ich aber früher von Wetube gewusst, wäre ich sicherlich ein regelmässiger Gast gewesen. Für Personen, die gerade erst anfangen, digitale Inhalte zu produzieren, ist es ein grosser Luxus, alles zu haben, was man braucht, und dazu noch kostenlos an Workshops teilnehmen zu können, in denen man lernt, wie alles funktioniert!»
Diese Angebote ermöglichen es ihren Nutzer:innen, sich auf den Produktionsprozess und die kreative Entfaltung zu konzentrieren, ohne dass ihnen fehlende Ausrüstung oder ungeeignete Räume in die Quere kommen. Dave erinnert sich, dass er monatelang jemanden gesucht hatte, der ihm einen Raum zum Experimentieren zur Verfügung stellte, ehe er zum ersten Mal selbst in einem Fotostudio wirken konnte. «Oft konnte ich nicht selbst fotografieren oder filmen, sondern durfte nur zuschauen und Lampen und Taschen in den Sets umherzügeln. Wetube löst dieses Problem, indem es einen Ort bietet, an dem ich mit der Unterstützung von Profis frei experimentieren kann.»
Wetube und USI: eine erfolgreiche Zusammenarbeit
Wetube arbeitet regelmässig mit verschiedenen Bildungseinrichtungen im Tessin zusammen. Ziel ist es, Schüler:innen und Student:innen mit unterschiedlichen Hintergründen und aus verschiedenen Altersgruppen mit den digitalen Kommunikationsmitteln vertraut zu machen. «Wir haben uns Unterstützung von Wetube geholt, als wir anfingen, Studiengänge mit praktischen Kursen im audiovisuellen Bereich zu entwickeln», erzählt Eleonora Benecchi, Dozentin und Forscherin an der Università della Svizzera Italiana (USI). «Es ist ein grosses Geschenk für uns und die ganze Gemeinschaft, dass wir mit Wetube einen Raum haben, der allen offensteht und erlaubt, in die digitale Produktion einzutauchen.»
Dank der Kooperation steht den Studierenden in den USI-Studiengängen «Culture digitali e Teoria e produzione audiovisiva» (BA) und «Social Media Management» (MA) ein Ort zur Verfügung, an dem sie die audiovisuelle Produktion durch praktische Erfahrungen und den Austausch mit Fachleuten hautnah erleben können. Aus der Zusammenarbeit mit Eleonora Benecchi resultierten zudem Workshops, die den theoretischen Teil der Ausbildung im audiovisuellen Bereich mit praktischen Aspekten verbinden. «Die Workshops ermöglichen, den kreativen Prozess zu erkunden. Wir reflektieren die Bedeutung der Mediennutzung, diskutieren verschiedene Methoden und Techniken zur Botschaftsvermittlung und berücksichtigen ethische Aspekte», erklärt sie.
Für die Universitätsdozentin stellen die Workshops eine wertvolle Chance dar, die Kreativität im weitesten Sinne fördern. «Es ist nicht nur die Möglichkeit, Zugang zu Werkzeugen und Technologien zu erhalten, die sich die meisten Menschen einfach nicht leisten können oder von denen sie nicht wissen, wie man damit umgeht», sagt sie abschliessend, «Wetube bietet jungen Menschen (und anderen), die etwas zu sagen haben, Unterstützung in vielen Lebenslagen. In einer Gesellschaft, in der Bilder und audiovisuelle Medien im täglichen Leben immer präsenter werden und in der wir die Welt durch ein Smartphone betrachten, ist es entscheidend, dass die Menschen die Möglichkeit haben, nicht nur Informationen aufzusaugen, sondern auch selbst zu gestalten und zu kommunizieren.» Aktuelle Studien bestätigen, dass die enorme Menge an Inhalten, die täglich auf uns einprasselt, kreative Impulse blockiert. Der von Wetube geschaffene Raum regt die jungen Generationen dazu an, eine aktive Rolle zu übernehmen, sich zu entfalten und sich auszudrücken.
Keri Gonzato, März 2024
Eleonora Benecchi, PhD, doziert und forscht an der Università della Svizzera Italiana. Ihre Hauptforschungsinteressen liegen im Bereich Internet-Communities, partizipative Kultur (wie die Verbreitung von popkulturellen Inhalten über die soziale Medien) und dem Medienkonsum junger Generationen.