«Radar»: Nachwuchskünstler:innen im Fokus

Ein neues RTS-Format gibt jeden Monat einem aufstrebenden Talent aus der Westschweizer Musikszene eine Plattform auf verschiedenen Kanälen. Dank «Radar» erhöhen die Künstler:innen ihre Bekanntheit und tragen zu einer grösseren Vielfalt in der Musikszene bei.

Steff la Cheffe, Lo & Leduc, Nemo: Seit mehr als zehn Jahren kürt SRF 3 «Best Talents» – und hat damit  «der Karriere vieler Nachwuchskünstler:innen so richtig Schub verliehen». Nun gibt es auch in der Romandie ein ähnliches Format: «Radar» stellt seit Oktober 2023 jeden Monat Talente auf dem RTS-Radiosender Option Musique vor, spielt vermehrt deren Musik und ermöglicht ihnen Auftritte im Fernsehen und auf den Digitalkanälen von RTS. Damit fördert RTS nicht nur die Künstler:innen selbst, das Format trägt auch zur kulturellen Vielfalt in der Schweiz bei.

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Hoffentlich ist ‹Radar› bald ähnlich stark verankert wie SRF3 Best Talent.»
Karine Vouillamoz, Programmchefin von RTS Option Musique
Jury trifft Auswahl

Die Formatidee stammt von Alexandre Tièche, Leiter RTS-Events, und Karine Vouillamoz, Programmchefin von RTS Option Musique. «Wir wollten ein übergreifendes Projekt entwickeln, damit die Nachwuchskünstler:innen von einer Ausstrahlung im Radio, im Fernsehen und digital profitieren können. Vorbild dafür war SRF3 Best Talent. Ich hoffe, dass Radar bald ähnlich stark in der Bevölkerung verankert ist», so Karine Vouillamoz.

Bei «Radar» werden die Künstler:innen von einer Jury aus Fachleuten ausgewählt. Neben Karine Vouillamoz und Alexandre Tièche gehören Emmanuel Colliard, Programmleiter des Francomanias Festivals, Lola Nada, Agentin und Musikmanagerin, sowie Baron.e, ein Schweizer Musiker:innen-Duo, dazu. Jedes Mitglied schlug mindestens eine:n Künstler:in vor, wobei sie sich unter anderem von MX3 (siehe Box) inspirieren liessen. Basierend auf gemeinsamen Hörsessions wählten sie neun Musiker:innen aus, die jeweils einen Monat lang von der RTS-Bühne profitieren.

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Die Jury von «Radar»

Die Jury hat verschiedene Kriterien zur Auswahl der Künstler:innen aufgestellt. «Das wichtigste Kriterium ist, dass es sich nicht um eine:n RTS-Künstler:in oder die Gruppe eines RTS-Mitarbeitenden handelt. Ansonsten bevorzugen wir Musiker:innen unter 30 Jahren, die musikalisch zum RTS-Sender «Option Musique» passen und nicht schon zehn Alben veröffentlicht oder bereits auf der grossen Bühne des Paléo gespielt haben. Aber alles ist verhandelbar», erklärt Karine Vouillamoz und fügt hinzu, dass das Team versucht, ein Gleichgewicht der Stile, Genres und Sprachen zu finden.

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Meine Reichweite hat deutlich zugenommen.»
Cem Tem, Künstler
Bis nach Paris geschafft

Die Teilnahme am Format bringt den Künstler:innen viele Vorteile. «Ich habe deutlich mehr Publikum, sei es auf den Plattformen oder in den sozialen Medien. Der Radius des Publikums hat sich erweitert», kommentiert Cem Tem, einer der unterstützten Künstler:innen. Ähnlich sieht es Pharahoe. Hatte sie vor ihrer «Radar»-Präsenz erst einen einzigen Auftritt gehabt, freut sie sich nun auf drei bevorstehende Konzerte. Und für Künstlerin Lolā hat die Plattform zur Aufnahme ihres ersten Albums beigetragen.

Cem Tem (Bild 1), Pharahoe (Bild 2) und Lolā (Bild 3)

Einige der bisherigen Talente schafften es dank «Radar» gar nach Paris, quasi an die Olympischen Spiele. Unter dem Motto «Swiss music in Paris. La musique suisse soutient ses athlètes à Paris» durften San Silvan, Zoë Më und Cem Tem in den Gärten der Schweizer Botschaft auftreten, um die kulturelle Vielfalt der Schweiz aufzuzeigen.

Brücken bauen in die Deutschschweiz?

Dass diese Vielfalt aufgezeigt wird, darum geht es auch der Sendung. Ebenfalls möchte sie die Beziehung zwischen den Künstler:innen und dem Publikum stärken. Das Format zielt dabei eher auf einen punktuellen Schub als auf eine langfristige Begleitung ab. «‹Radar› ist ein Impuls. Wir wollen nicht mit der FCMA, der Stiftung zur Förderung der aktuellen Musik, oder anderen Strukturen konkurrieren, die sich um die Entwicklung der Künstler:innen kümmern», erklärt Karine Vouillamoz. «Aber vielleicht könnten wir in Zukunft darüber nachdenken, die Künstler:innen zusätzlich anders zu unterstützen.»

Künstler Cem Tem fühlt sich und seine Arbeit wertgeschätzt durch «Radar»: «RTS zeigt uns: Es ist wichtig, dass es unsere Arbeit gibt. Und dass es sie geben muss.» Spontane Bewerbungen für das Format zeigen, dass weitere Künstler:innen von der Plattform profitieren möchten. Karine Vouillamoz freut sich auch über das Feedback der Zuhörer:innen und des Publikums an Konzerten sowie über die positiven Reaktionen in den sozialen Medien: «Unser Programm ergibt Sinn, es erreicht die Menschen, die wir erreichen wollen.»

Das Format wird deshalb fortgesetzt und könnte in Zukunft sogar durch neue Kooperationen bereichert werden. «Radar wird weitergehen. Denkbar ist eine Zusammenarbeit mit den verschiedenen SRG-Unternehmenseinheiten – also mit den anderen Sprachregionen», sagt Karine Vouillamoz, «Best Talent auf SRF3 gibt es schon lange, aber ist in der Romandie noch wenig bekannt. Vielleicht gibt es Potenzial, Brücken für unsere Künstler:innen zu bauen.»

Lucie Donzé, August 2024

MX3: Das Schweizer Musiker:innen-Netzwerk

Die Plattform MX3 ist ein Netzwerk und eine Quelle für Schweizer Musik. 2006 wurde sie von der SRG initiiert, heute umfasst sie fast 33 000 Künstler:innen. MX3 arbeitet mit zahlreichen Partnern zusammen, darunter private Radiosender, Konzerthallen und Festivals. Beispielsweise unterstützt die Plattform den Auswahlprozess für das Marianne-Faithfull-Projekt des BaseCamp am Locarno Film Festival oder für die Waldbühne des Gurten Festivals. Wie Matthias Zschokke, Community Manager der Plattform, betont, profitieren alle von diesen Partnerschaften: «MX3 ist sehr benutzerfreundlich für Veranstalter:innen. Dank der erweiterten Suchfunktionen entdecken sie fast in Echtzeit die neuen Künstler:innen, die sich anmelden.» Regelmässig kämen neue Musiker:Innen auf die Plattform. Dadurch werde das Netzwerk lebendig gehalten, den Partner-Radios biete sich ständig neues musikalisches Material. «Den Künstler:innen selbst ermöglicht die Präsenz auf MX3, sich auf Bühnen zu profilieren, die international anerkannt sind. Ein typisches Beispiel für eine Win-Win-Situation.»

Kommentar

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