Für mehr Inklusion: RSI sendet News neu in Leichter Sprache

In der Schweiz haben 22 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren erhebliche Schwierigkeiten mit dem Lesen. Aufgrund einer Behinderung, einem Migrationshintergrund, oder weil sie die Schriftsprache im Alltag wenig benutzen. RSI bietet deshalb neu Nachrichten in Leichter Sprache an. Denn der Zugang zu Information ist eine Voraussetzung für demokratische Teilhabe.

Wer die Welt um sich herum versteht, kann an ihr teilhaben. Kann sich engagieren, eine Meinung bilden, mitdiskutieren – Teil der Gesellschaft, der Demokratie sein. Das ist jedoch nicht für alle gleichermassen möglich: Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Neurodivergenzen wie einer Dyslexie, schlechten Kenntnissen der Landessprache oder einer psychischen Erkrankung können geschriebenen oder gesprochenen Nachrichten und Informationen oftmals nicht folgen. Und das sind nicht wenige: Gemäss der PIAAC-Studie – dem Erwachsenen-Pendant zur PISA-Studie – weisen in der Schweiz ganze 22 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen auf. Mit dem im Januar 2025 lancierten Projekt «Notizie in lingua facile» will RSI diese Bevölkerungsgruppe nun gezielt ansprechen: So werden die Nachrichten neu in Leichte Sprache übersetzt, eine Sprache mit sehr kurzen Sätzen und einfachen Wörtern. Ausgestrahlt werden die einfach verständlichen Nachrichten dann einmal täglich auf Radio Rete Uno, zudem sind die Fernsehnachrichten auf RSI LA 2 neu mit Untertiteln in Leichter Sprache verfügbar. Ergänzend hat RSI einen Whatsapp-Kanal geschaffen, auf dem Informationen in Leichter Sprache zu finden sind.

Enge Zusammenarbeit mit Vereinen

Die Idee für das Projekt entstand durch die Zusammenarbeit von RSI und den Vereinen Pro Infirmis und «Leggere e Scrivere della Svizzera italiana», die sich für Leichte Sprache und Integration einsetzen. «Die Vereine haben den Anstoss gegeben», erzählt Aixa Andreetta, Projektleiterin und Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit von RSI. «Dank Synergien zwischen mehreren internen Abteilungen nahm die Idee schnell die Form eines Pilotprojekts an, und zwar für Fernsehen, Radio, Website und App.»

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Aixa Andreetta, Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit von RSI.

zVg

Laut Andreetta engagieren sich die diversen involvierten RSI-Abteilungen stark für das Projekt. «Es ist das Resultat einer gemeinsamen Wertvorstellung und Vision des gesamten Unternehmens.» Mit Pro Infirmis und «Leggere e Scrivere della Svizzera italiana» hat RSI Partner:innen an seiner Seite, die sich seit 2017 mit dem Thema Leichte Sprache befassen. «Sprache ist ein wichtiges Instrument für die Inklusion», erklärt Michela Luraschi, Mitarbeiterin von Pro Infirmis Tessin und Moesano. «Alle Menschen, auch Menschen mit Behinderung, haben das Recht, Informationen zu verstehen und an allen Lebensbereichen teilzuhaben. Das ist sowohl in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verankert als auch in der Tessiner Verfassung.»

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Michaela Luraschi von Pro Infirmis ist Expertin für Leichte Sprache, sie arbeitet für das Projekt eng mit RSI zusammen.

zVg

Auch für Kinder und Jugendliche hilfreich

Die ersten Rückmeldungen auf das Projekt sind positiv. Der Whatsapp-Kanal hat laut Projektleiterin Aixa Andreetta in weniger als drei Monaten über 1200 Abonnent:innen gewonnen. «Und wir haben viele Nachrichten und Anrufe aus dem Publikum bekommen», sagt Andreetta. Ein Radiohörer von Rete Uno meldete etwa zurück, dass er zunächst gedacht habe, er brauche das Angebot nicht, weil er keine besonderen Schwierigkeiten habe. «Aber diese Nachrichten helfen mir sehr, einige Dinge besser zu verstehen. Es ist eine gute Initiative.» Ein anderer Hörer kommentierte, dass er die Initiative sehr schätze. Nicht nur, weil sie für Menschen mit einer Beeinträchtigung nützlich sei, sondern auch Kindern und Jugendlichen die Nachrichten niederschwellig näherbringe: «Ich habe zwei Töchter. Beide schätzen die Einfache Sprache, die es ihnen ermöglicht, sich auf unkomplizierte Weise zu informieren».
Weil das Interesse gross ist und die Nachfrage steigend, beabsichtigt RSI gemäss Andreetta, das Angebot weiter auszubauen. Denkbar sei beispielsweise, die Häufigkeit der Veröffentlichungen zu erhöhen oder neue, leicht zugängliche Multimediaformate zu schaffen – immer mit dem Ziel und der Botschaft, dass Information ein öffentliches Gut ist, das für alle zugänglich sein muss.

Keri Gonzato, Mai 2025

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