«Wikipedia ist angewiesen auf verlässliche Quellen»

Im Rahmen des Projekts «Wissen für alle» lanciert SRF frei zugängliche Erklärvideos, in denen faktenbasiertes Wissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Bereits jetzt sind viele der Videos auf Wikipedia zu sehen.

Wie wirkt LSD im Gehirn? Wie entsteht ein Trauma? Und was geschieht bei der Verwesung? Diese und viele weitere Fragen beantworten Erklärvideos von SRF, die seit 2024 im Rahmen des Projekts «Wissen für alle» entstehen. Das Spezielle am Format: Die Videos haben eine Creative-Commons-Lizenz und können somit von allen und überall frei genutzt und heruntergeladen werden – in Schulen, auf Webseiten von Privaten, von Organisationen. Bedingung ist einzig, dass die Quelle angegeben wird.

Die Creative-Commons-Lizenz

Der Begriff Creative Commons bedeutet «schöpferisches Gemeingut». Eine gleichnamige Nonprofit-Organisation, 2001 gegründet, ermöglicht es Schöpfer:innen von Inhalten weltweit, ebendiese der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Videos mit einer Creative-Commons-Lizenz können folglich von allen nach Belieben gespeichert, bearbeitet, in eigene Filme und Websites eingefügt und öffentlich präsentiert werden – ohne dass das etwas kostet. So können sie etwa auf Wikipedia oder im Schulunterricht eingesetzt werden.

Alle Erklärvideos von SRF, die über eine solche Lizenz verfügen, sind hier zu finden.

«Fake News werden zu einer immer grösseren Herausforderung für die Demokratie», sagt Michelle Raymann, Leiterin Kanäle Wissen & Bildung bei SRF und Projektleiterin von «Wissen für alle».

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Als öffentliches Medienunternehmen ist es unsere Aufgabe, mit verlässlichen Informationen faktenbasiertes Wissen einfach und frei zugänglich zu machen.»
Michelle Raymann, Leiterin Kanäle Wissen & Bildung bei SRF und Projektleiterin von «Wissen für alle».

Es werde immer schwieriger, zwischen Fake und Fakt zu unterscheiden. «Als öffentliches Medienunternehmen ist es unsere Aufgabe, mit verlässlichen Informationen faktenbasiertes Wissen einfach und frei zugänglich zu machen.» Ausserdem trage SRF mit den Erklärvideos dazu bei, dem konzessionellen Auftrag nachzukommen, einen Beitrag zu Bildung und Wissen der Gesellschaft zu leisten.

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Michelle Raymann, Projektleiterin von «Wissen für alle».

Bild: Kerstin Sonnekalb

Das Projekt ist 2024 gestartet und wurde 2025 ausgebaut: In diesem Jahr wurden gemäss Raymann auch Videos von RTS, RSI und RTR ins Projekt aufgenommen. So werden bis Ende Jahr Erklärvideos zu insgesamt 32 verschiedenen Themen in Deutsch, Französisch und Italienisch zur Verfügung stehen. Die Videos sind nach journalistischen Grundsätzen produziert. Die Projektgruppe nimmt allerdings kein neues Material auf, sondern greift auf vorhandenes zurück: Die Videos entstehen aus Recherchen und Ausschnitten mit Erklärgrafiken von Sendungen wie zum Beispiel «Einstein», «Puls» oder «Il giardino di Albert». Gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem Thema, werden sie angepasst.

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Von LSD bis Schlafzyklus: Die Erklärvideos behandeln unterschiedlichste Themen.

Bild: Screenshot srf.ch

Mehrwert für Wikipedia-Nutzer:innen

Zu sehen gibt es die Videos etwa auf Wikipedia: Die Projektgruppe ist eine Zusammenarbeit mit dem Verein Wikimedia CH eingegangen, der die Arbeit von Wikipedia-Beitragenden in der Schweiz in vielerlei Hinsicht fördert (siehe Box unten). Sie wählt die Themen für die Videos so aus, dass sie auch in Wikipedia-Artikel eingebettet werden können, zum Beispiel jenes zum Thema Kopfschmerz.

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Blick auf den Wikipedia-Artikel zum Thema Kopfschmerz: Hier ist ein SRF-Erklärclip eingebettet.

Bild: Screenshot wikipedia.org

Wikimedia CH freut sich über diese Zusammenarbeit: «Für die Nutzer:innen von Wikipedia sind die Videos ein Mehrwert, denn das Medienverhalten hat sich natürlich verändert. Und vor allem jüngere Nutzer:innen schätzen bewegte Bilder», sagt Kerstin Sonnekalb, Medienverantwortliche des Vereins. Der Verein und die SRF-Projektgruppe teilten zudem dieselben Werte: «Wir sind überzeugt, dass es in der heutigen Zeit essenziell für den demokratischen Meinungsbildungsprozess ist, dass wir neutrale, nichtkommerzielle Wissensquellen zur Verfügung haben. Sei dies Wikipedia, seien dies öffentliche Medien.»

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Kerstin Sonnekalb, Medienverantwortliche des Vereins Wikimedia CH.

Bild: tbd

Die Community entscheidet

Welche der SRF-Erklärvideos sich schliesslich tatsächlich für die Einbettung in Wikipedia-Artikel eignen, entscheiden die Wikipedianer:innen: gemeint ist die Community aus ehrenamtlichen Wikipedia-Mitarbeitenden. In einem ersten Schritt prüfen diese gemäss Diego Hättenschwiler, Historiker und langjähriger Wikipedia-Autor, die Videos auf die Einhaltung der Urheberrechte.

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Wikipedia ist angewiesen auf verlässliche Quellen. Dass die Videos in den Artikeln Bestand haben, zeigt, dass die Community SRF als eine Qualitätsquelle für Wissen ansieht.»
Kerstin Sonnekalb, Medienverantwortliche des Vereins Wikimedia CH.

In einem zweiten Schritt prüfe die Community, ob das Video inhaltlich korrekt ist und zu einem oder mehreren Wikipedia-Artikeln passt. «Wikipedia ist angewiesen auf verlässliche Quellen», sagt Kerstin Sonnekalb. «Dass die Videos in den Artikeln Bestand haben, zeigt, dass die Community SRF als eine Qualitätsquelle für Wissen ansieht.»

Wiki… was?

Wiki ist nicht gleich Wiki: Während Wikipedia jeder und jedem ein Begriff sein dürfte, ist Wikimedia vergleichsweise unbekannt oder wird gerne mit Wikipedia gleichgesetzt oder verwechselt. Bei Wikimedia CH handelt es sich um einen Schweizer Verein, der mit seiner Arbeit das ehrenamtliche Engagement der Wikipedianer:innen fördert. «Wir bieten der Community nicht nur Projektfinanzierung oder logistischen Service, wir sensibilisieren auch die Öffentlichkeit für die Bedeutung von frei zugänglichem Wissen für eine neutral informierte Gesellschaft. Oder stellen Mittel für Workshops zur Verfügung, bei denen jedermann lernen kann, zur Wikipedia und ihren Schwesterplattformen beizutragen», erklärt Kerstin Sonnekalb, Medienverantwortliche bei Wikimedia CH. Mit den Inhalten auf Wikipedia habe der Verein nichts zu tun. Diese werden ausschliesslich von Freiwilligen erstellt, überprüft und moderiert. Grundsätzlich kann jede:r bei der Online-Enzyklopädie mitmachen, allerdings verpflichtet sich die Community, sich an bestimmte Grundprinzipien und Richtlinien zu halten – auch um die Qualität des Wissens in Wikipedia hochzuhalten.

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